Trotz der globalen Lieferengpässe wächst die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal weiter. Grund dafür ist vor allem die Konsumlust der Verbraucher. Diese steigerte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber des Vorjahresquartals um 1,8 Prozent, so das Statistische Bundesamt am Freitag nach einer ersten Schätzung. Im zweiten Quartal ist die deutsche Wirtschaft sogar um 1,9 Prozent gewachsen. Diese Zahlen sind jedoch noch richtig einzuordnen. Zudem scheint es so, als sei ein Ende der Konjunkturerholung in Sicht.
Das Bruttoinlandsprodukt ist damit zwar gestiegen, im Vorkrisenvergleich befindet es sich allerdings immer noch im Minus. Gegenüber dem vierten Quartal 2019, dem Zeitraum vor Beginn der Pandemie, lag das BIP im dritten Quartal des aktuellen Jahres um 1,1 Prozent niedriger. Die seit Mai etappenweise eintretenden Lockerungen beflügelten die Konsumlust der Verbraucher und damit mittelbar auch das Wirtschaftswachstum. Gesamtwirtschaftlich betrachtet ist aber festzustellen, dass die deutsche Industrie aktuell unter Materialmangel und Lieferengpässen als Folgewirkung der Pandemie leidet.
Die Nachfrage nach wichtigen Industriegütern war zunächst eingebrochen, erholte sich jedoch schneller als erwartet. Die Folge: Rohstoffe und Vorprodukte wie Halbleiter sind knapp verfügbar und haben sich deutlich verteuert. Trotz guter Auftragslage müssen einige Unternehmen ihre Produktion drosseln. Experten rechnen daher damit, dass die Konjunkturerholung, wegen der Lieferengpässe und weltweit hohen Energiepreisen, nicht zum erhofften “Schlussspurt” ansetzt.
Die Bundesregierung justiert das erwartete Wirtschaftswachstum für 2021 von 3,5 Prozent im April zu 2,6 Prozent runter. Demgegenüber erhöht sie das für 2022 erwartete Wachstum von 3,6 auf 4,1 Prozent.